Thorsten Detlefsen

Mein Traum wurde war!

Es begann im Jahre 2006, denn da sind wir das erste Mal zusammen nach Mittelnorwegen aufgebrochen um schöne Fische zu fangen und einen tollen Urlaub zu erleben. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich noch so gut wie keine Erfahrung mit dem Angeln im Salzwasser, und schon mal gar nicht mit so großen Wasserflächen mit entsprechender Tiefe. Also habe ich mich voll und ganz meinem Bootspartner anvertraut, denn er war schon vor mir einige Male in Norwegen und verfügte daher um 100 % mehr Erfahrung als ich.

 

Wir fuhren auf die Insel Leka.

Dort gibt es eine ausgezeichnete und vor allem eine sehr gepflegte Ferienanlage mir allem was das Anglerherz begeistert. Die Ferienanlage verfügt über ausgezeichnete Übernachtungsmöglichkeiten, wie Familienhäuser, Steinhütten und diverse Apartments. Es gibt dort auch genügend Boote zum Angeln und ein schönen Filetierplatz.

Jostein Hiller und Anne Britt sind sehr gastfreundlich, und wenn es mal ein Problem geben sollte stets zur Stelle. Einfach klasse !

So weit so gut!

Als wir 2006 unseren Urlaub in Norwegen verbrachten, war es für uns, wenn man es rückwirkend betrachtet, damals doch gar nicht so einfach die richtigen Fanggründe zu finden. Wir hatten damals nur ein kleines Boot ohne GPS-System und so fingen wir im ersten Jahr zwar nicht die ganz großen Brocken, aber trotzdem Fisch satt, so das doch sehr schnell die Kisten voll geangelt waren.

In den darauf folgenden Jahren gelang es uns immer besser auch mal ein paar Brocken an den Haken zu bekommen, aber einen schönen Heilbutt konnte wir bis Dato nicht überlisten. Und schließlich ist das ja genau der Fisch den wir zu fangen versuchen.

Als wir im Herbst 2008 unseren nächsten Urlaub planten war uns nicht mal ansatzweise bewusst was uns in unserem 09er Urlaub so alles passieren sollte. Wir waren schon sehr gespannt und die Vorfreude war wie immer groß. Wir haben bis zum Zeitpunkt unseren Urlaubs regelmäßig die Internetseite angeschaut um die bis dato gefangenen Fische anzuschauen. Es wurden diese Jahr besonders viele und vor allem große Heilbutts gefangen und so stieg die Nervosität doch ziemlich an, denn vielleicht ist ja auch einer für uns dabei dachte ich so bei mir. Wir waren mal wieder so heiß, dass wir bereits wenige Stunden nach unserer Ankunft bereits mit den Booten raus gefahren sind um schon mal das Ein oder Andere zu probieren. Der erste Tag brachte nicht viel, denn wir waren ja auch noch ziemlich geschlaucht durch die Anreise. In den darauf folgenden Tagen machten wir ein paar schöne Driften über ein paar gute Unterwassererhebungen und fingen reichlich Dorsche und ein paar Pollacks und Shellfische. Als wir dann am 28.07 raus fuhren war es ziemlich windig so das wir beschlossen dichter unter Land zu fischen und fuhren daher in den Windschatten nördlich der Insel auf ein relativ flaches Plateau. Bereits in der ersten Drift bekam ich eine Platte an den Haken. Die erste Flucht war gigantisch, leider verlor ich diesen Fisch in der ersten Drillfase. Ich war sehr frustriert, denn es war schließlich mein aller erster Buttkontakt. Aber zum Kopf hängen lassen war keine Zeit, denn bereits eine viertel Stunde später bekam der 10 jährige Justin im Nachbarboot einen heftigen Anbiss, die Bremse kreischte wie verrückt. Leider ging uns auch dieser Fisch durch die Lappen da das Gerät schlicht weg zu leicht für diesen Fisch war. So saßen wir da also mit unserem Talent, zwei Kontakte vergeigt – so ein Ärger. Aber auch diese Mal blieb uns keine Zeit zum ärgern, denn noch in dieser Drift drillte Marco eine schöne Platte, die wie sich rausstellte satte 13 Kg auf die Waage brachte. Ein toller Fisch, ein toller Tag. In den nächsten Tagen hatten wir sehr schönes aber vor allen ruhiges Wetter, so das wir am 30.07 eine Ausfahrt westlich der Insel wagten. Wieder Fuhren wir ein relativ flaches Gebiet an und machten ein paar Driften. Wir fingen sehr viele und vor allem große Dorsche bis 8 Kg. Ich saß ein wenig lustlos im Boot herum, hatte meine Angel auf die Bootskante gelegt und dachte über meinen verlorenen Heilbutt nach als mir plötzlich fast die Angel aus den Händen gerissen wurde und ich von hier auf jetzt wieder hell wach war. In Bruchteilen von Sekunden verneigte sich meine Rutenspitze von der Bootskante ins Wasser und es wurde in dieser kurzen Zeit wieder sehr viel Schnur von der Rolle gerissen. Ich setzte den Anhieb. Den Fisch ließ dies aber ziemlich unbeeindruckt, und so setzte die Platte unaufhörlich ihre Flucht fort. Auch diesen Fisch haben wir nie zu Gesicht bekommen, da auch dieser wie mein erster in der ersten Drillfase verloren ging. Dieser war eindeutig besser als mein erster Kontakt, daher habe ich mir natürlich auch Gedanken über die Größe des Fisches gemacht der da wohl am Haken war, aber das sind sowieso nur Spekulationen. Jetzt war ich so richtig am Boden zerstört, zwei Chancen vergeigt dacht ich so bei mir, wie blöd muss man eigentlich sein. Aber auch hier blieb mir nicht viel Zeit zum Grübeln, denn bereits eine viertel Stunde später war es bei mir so weit, ich drillte tatsächlich ein Platte. Der Drill war heftig und bereitete mir sehr viel Freude. Und so konnte ich nun doch noch einen schönen Fisch von immerhin 13 Kg in meinen eigenen Händen halten – toll. Aber dieses sollte noch längst nicht alles für diesen Tag gewesen sein, wie sich noch raus stellte. Denn bereits in der nächsten Drift hatte der kleine Justin allergrößte Mühe seine Angel zu verteidigen. Und so begann auch wie zuvor bei mir ein schöner Drill der damit endete das jetzt nicht nur ein 13 kg Heilbutt, sonder auch noch ein zweite Platte von immerhin 10,5 Kg in unserm Boot lag.

 

Einfach klasse!

Immer wieder holten wir ein paar schöne Dorsche nach oben, als im Nachbarboot anscheinend ein etwas besserer gebissen haben muß. Dieses Mal war es Dennis der am Pumpen war. Nach der Landung präsentierte er uns eine schöne Wuchtbrumme von satten 13 Kg.

 

Ein toller Fisch!

Die nachfolgenden Driften brachten dann immerhin noch zwei Heilbutts, die wir aber wegen ihrer Größe wieder zurücksetzten. Auch Holger hatte anscheinend kurz Kontakt mit einem Nordmeergiganten, denn auch seine 80 lbs Rute machte eine ordentliche Verbeugung vor der ruhigen See. Außerdem hatten wir an diesem Tag auch noch ein sehr schönes Erlebnis, denn als der kleine Justin seinen Pilker auf dem Meeresgrund verhakt hatte, holte Marco schnell seine Montage herein um seinem Sohn bei dem Lösen des Hängers behilflich zu sein. Plötzlich stand ich wie versteinert im Boot, meinen Blick auf die Wasseroberfläche gerichtet und ich sagte zu Marco „ Hey Marco schau mal da“  Es ist tatsächlich ein Heilbutt, den wir auf gut 1 Meter schätzten, der Montage von Marco bis an die Oberfläche gefolgt, wo die Platte auch einige Sekunden verblieb um dann wieder majestätisch in die Tiefe abzutauchen. Wieder kann ich nur die selben Worte verwenden – einfach Klasse!

Wir haben also in den 3 Tagen sehr viele Dorsche gefangen, der Größte war immerhin 13 Kg, 4 Heilbutts verloren, 4 Heilbutts gefangen und noch einen Verfolger bis ans Boot gehabt. Mehr kann man nun wirklich nicht erwarten und so fuhren wir glücklich ins Camp zurück. Wie ihr euch sicher vorstellen könnt sind nun unsere Fischkisten bereits übervoll, so das wir es ein wenig ruhiger angehen wollten. Bei dem einen oder anderen ist bereits zu merken das die Luft raus ist. Ist ja auch kein Wunder, wir haben ja schließlich alles (ach was erzähl ich, mehr als das) erreicht. Aber Holger, einer meiner Angelkollegen, formuliert es immer so schön, am Ende sind die Enten fett. Das brachte uns in den letzten Jahren zumindest immer die besten Fänge, so das wir auch dieses Mal, am letzten Tag, noch mal eine Ausfahrt machten, obwohl die Motivation der meisten nicht mehr sehr groß war. Es wehte ein rauer Wind aus Südwesten über die Insel, so das wir wieder nördlich im Windschatten der Insel Schutz suchten um einige Driften zu versuchen. Die erste Drift brachte nichts außer einen riesigen Dorsch von satten 15cm. Klasse! Also beschlossen wir doch ein bisschen weiter raus zu fahren, wo die Boote im Wind dann doch eine fast konstante Drift von 1,3 Knoten machten. Schwere Montagen waren angesagt, gedacht-gemacht!

So setzten wir also zur ersten Drift in ca. 20 Meter Wassertiefe an, als ich bereits nach kurzer Zeit einen Anfasser bekam und sofort meine Sinne schärfte. Einige Sekunden später, mist ich habe einen Hänger sagte ich zu Marco und brachte sofort ordentlich Zug auf die Schnur um diesen zu lösen, als meine Rutenspitze plötzlich ganz langsam und träge nickte. So etwas habe ich zuvor noch nie an meiner Angel gespürt, sofort pochte mein Herz und ich bekam ganz weiche Knie. Dann ging es auch schon heftigst zur Sache, die ersten Meter Schnur knallten von der Rolle und von diesem Zeitpunkt an machte meine 30 lbs Rute einen ständigen Diener vor der rauen See. Das Nachbarboot war ungefähr 500 Meter von uns entfernt, noch ahnten sie nicht was bei uns an Bord los ist. Die Drift beförderte uns mittlerweile auf 30 Meter Wassertiefe. Ich konnte nichts tun als gegen zu halten, die Rute machte dauerhaft eine solche Krümmung das schon direkt nach dem ersten Ring die Schnur am Rutenstock scheuerte, es war angsteinflößend. Dann setzte der Fisch zur ersten richtigen Flucht an und riss dabei vehement Schnur von der Rolle, so das wir mit dem Boot hinterher fahren mussten um überhaupt eine Chance zu haben den Fisch noch einigermaßen kontrollieren zu können. Danach fuhr Marco den Bootsmotor wieder hoch. Auch jetzt wurden Holger und Dennis aus dem Nachbarboot auf uns Aufmerksam und sie kamen sofort herüber gefahren um alles mit dem Handy zu filmen. Der Drill dauerte jetzt immerhin schon 20 Minuten und meine Arme brannten bereits wie Feuer. Der Fisch übte einen stetigen Druck aus der mich so langsam verzweifeln ließ, denn ich bekam 2 Meter Schnur rein, verlor aber dafür wieder 5 Meter. Mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf, hoffentlich halten meine Knoten und hoffentlich habe ich keine Schwachstelle in meiner Schnur, so etwas in der Art. Ich war mehr als angespannt und mir qualmte mein Kopf, ich konnte merken wie mir der Schweiß den Rücken hinab in die Hose lief. Ich bin schließlich schon 30 Minuten auf Volldampf eingestellt und mittlerweile ganz schön fertig. Nur den Fisch ließ das ziemlich kalt hatte ich zumindest den Eindruck. Meine Verzweiflung wuchs, denn wir befanden uns mittlerweile über gut 50 Metern Wassertiefe, was mich der Butt auch spüren ließ, da er stetig tiefer und tiefer ging. Aber dann erhöhte ich den Druck, ich musste die Rolle fast auf Strike stellen und zusätzlich noch die Schnur mit meinem Daumen am Rutenblank einklemmen um überhaupt etwas bewirken zu können. Die Rute war bis hinunter ins Handteil gekrümmt und meine Arme zitternden wie verrückt bei jeder Pumpbewegung nach oben, da ich so gut wie keine Kraft mehr hatte. Mir tat mein Rücken weh, aber ich konnte spüren wie ich cm für cm den Fisch nach oben bekam. Nach 40 Minuten haben wir die Platte in ca. 15 Metern Tiefe das erste mal für einen Bruchteil einer Sekunde sehen können. Dann ging es wieder auf Tauchstation! Zu dem Zeitpunkt schätzte ich den Fisch auf etwa 1 Meter 30ig und wir spekulierten über das Gewicht. Ist es ein 30 KG Fisch oder vielleicht noch größer, viel Zeit ließ mir die Platte aber nicht zum Nachdenken, denn es ging wieder heftigst zur Sache. Der Fisch ging mal wieder tiefer ,denn jetzt waren bereits 90 Meter zwischen Boot und dem Grund des Fjordes. 1 Stunde ist bereits vergangen und ich rief zum anderen Boot herüber „ den schaff ich nicht“

Ich spürte meine Arme schon eine ganze weile nicht mehr, ich spürte eigentlich gar nichts mehr, ich funktionierte nur noch. Ich musste mich hin und wieder hin setzten um die Rute zwischen die Beine zu klemmen so das ich zum Pumpen beide Arme einsetzten konnte um überhaupt dem ständigen Druck gewachsen zu sein. Den Fisch ließ das alles immer noch ziemlich unbeeindruckt was bei mir nicht gerade für einen Hoffnungsschimmer sorgte, ganz im Gegenteil, die Verzweiflung den Fisch des Lebens zu verlieren stieg stetig weiter an. Ich befand mich mittlerweile 1 Sunde und 15 Minuten im Kampf mit dem Giganten als ich langsam wieder Schnur aufnehmen konnte, allerdings auch wieder nur mit der Schnur zwischen Daumen und Rute. Aber er kam langsam Richtung Oberfläche, meine Hoffnung den Fisch doch noch zu Landen wuchs wieder. Nach weiteren qualvollen 10 Minuten absolut schweren Pumpens hatte ich den Giganten knapp unter der Oberfläche. Da stand er nun, 1 Meter unter der Oberfläche und keinen Zentimeter mehr weiter zu bewegen. Ich dachte so bei mir, volles Risiko, noch eine Flucht überlebe ich nicht und stelle die Rolle auf Strike um den letzten Meter mit meinen zittrigen Armen gut zu machen. Marco stand schon seit geraumer Zeit wartend mit der Harpune in der Hand und sollte nun zum Einsatz kommen. Da der Fisch aber senkrecht nach unter hing, ging der erste Stich der Harpune zwar in den Fisch, löste sich aber sofort wieder, da sich der Fisch schlagartig drehte. Meine Nerven lagen mehr als blank, da die Platte anscheinend gar nicht mitbekommen hat was da gerade passieret war. Der Fisch stand wieder 1 Meter unter der Oberfläche, ich nahm noch mal alle Kraft zusammen und hob in bis zur Oberfläche wo Marco dann den rettenden Stich für mich setzte. Wir befanden uns jetzt bereits über 120 Meter Wassertief, wo dann die Platte samt 15 Liter Kanister gen Grund rauschte, die Bremse kreischte wie verrückt. Ich denke er ist bestimmt auf 70 Meter runter gegangen, aber ich war jetzt wo die Harpune sitzt, doch wesentlich entspannter und ließ den Kanister für mich arbeiten. Stück für Stück konnte ich Meter für Meter gut machen. So nach ca. 2 Minuten konnte wir ca. 15 Meter unter dem Boot den roten Kanister entdecken, da blieb er auch erst einmal für eine Weile stehen. Aber dann kam der durch den Druck eingedrückter Auftriebskörper zur Oberfläche zurück. Aber der Fisch zeigte immer noch keine weiß Flanke, so das ich beschloss ihn ein letztes Mal mit aller Gewalt zur Oberfläche zu pumpen. Er kam wieder senkrecht ,aber dieses mal mit offenem Maul nach oben, wo Marco dann auch den ersten Gaffhaken einsetzte.

Dann musste es noch mal schnell gehen!

Ich warf meine Rute ins Boot und ging Marco mit dem zweiten Gaff zu Hand, der Butt tobte wie verrückt und schleuderte Marco und mich wie Marionetten hin und her, die Bootswand verformte sich und die Gaffhaken bogen langsam auf. Ich sagte zu Marco „ so geht es nicht“ und zählte auf drei, wo wir beide dann mit vereinten Kräften den Urian an Bord hievten. Das zuvor unmögliche Gedachte war geschafft. Ich war überglücklich diesen Fight gewonnen zu haben, aber noch um ein vielfaches glücklicher als ich das Maßband angelegt habe. 205 cm war der Bursche lang!

Was der wohl wiegen mag spekulierten wir auf der Rückfahrt ins Camp, da sich das Boot doch ein wenig zur Seite des Buttes neigte. Holger und Dennis sind mit Volldampf voraus gefahren um Jostein bescheid zu geben, das er mit dem Frontlader an den Bootsanleger kommen muß, um den Giganten aus dem Boot zu heben. Es versammelte sich in kurzer Zeit eine richtige Menschentraube am Filetierhaus, denn alle wollten diesen Fisch bewundern. Doch wie schwer ist er denn nun? Jostein kam mit einer Waage die er an den Frontlader hing und fing langsam an den Butt zu heben. Aber was ist das? Ups die Waage ist zu klein, da Diese nur bis 100 Kg ausgelegt war. Also haben wir den gigantischen Fisch in der Mitte getrennt um beide Hälften getrennt von einander zu wiegen. Das Schwanzende brachte 44 Kg und der Rest 76 Kg auf die Waage, also genau 120 Kg. Der Fisch war in der Mitte 23 cm dick, was für ein Monster. Da der Fisch durch den Kehlschnitt doch einiges an Blut verloren hat, kann man dem Gewicht bestimmt noch den einen oder anderen Kilo hinzurechnen.

Das war meine Geschichte vom dem erfüllten Traum – meiner schönen Kveite

Ich freue mich bereits jetzt auf den nächsten Urlaub und grüße hiermit alle meine Angelkollegen!

Gruß Thorsten

Unten: Thorsten auf Radio Mitschnitt (Radio Schleswig Holstein)